Anlagen- & Maschineninvestition: Ersatzinvestition & Erweiterungsinvestition
In der Anlagenkonzeption entscheidet sich, ob ein Unternehmen das technische Potential auch wirtschaftlich optimal ausnutzt.…
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Die Einführung neuer Business Software treibt Managern den Angstschweiß auf die Stirn. Die Liste der ERP-Einführungsprojekte mit problematischem Verlauf ist lang — das letzte prominente Beispiel ist wohl Liqui Moly. Ein wichtiger Baustein erfolgreicher ERP-, WMS- und PPS-Einführungen ist die Modellierung der Geschäftsprozesse. In diesem Artikel fasse ich unsere Erfahrungen hinsichtlich Auswahl geeigneter Tools, Nutzung von Standards und Organisation von Schulungen zusammen und biete Ihnen einen Wegweiser im Prozessmanagement.
In diesem Artikel möchte ich Sie an das Thema Prozessmanagement und Geschäftsprozessmodellierung heranführen und einige wertvolle Learnings aus unserem Projektalltag mit Ihnen teilen. Dazu beschäftigen wir uns mit folgenden Fragestellungen:
Es gibt keine Pauschallösung für die Modellierung Ihrer Geschäftsprozesse — aber einige Ansätze haben sich bewährt!
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
Zur Modellierung von Geschäftsprozessen gibt es eine Vielzahl an Modellierungsstandards und Tools. UML und SysML sind weit verbreitet, haben aber immer einen akademischen Charakter, da diese viel an Universitäten gelehrt werden. Deshalb hat sich in den letzten Jahren der Business Process Model and Notation (BPMN 2.0) Standard verstärkt etabliert. Wir konzentrieren uns deshalb auf den BPMN Standard. BPMN schlägt die Brücke zwischen Business und IT und ermöglicht sowohl auf strategischer als auch operativer Ebene das passende Abstraktionslevel. Für die Auswahl des Modellierungstools möchten wir den Signavio Business Transformation Suite, Camunda Enterprise Platform sowie viflow 6 gegenüberstellen und Besonderheiten hervorheben.
Am Anfang steht die Frage des Tools. Trotz existierender Export-Möglichkeiten sind spätere Toolwechsel mit erheblichen Aufwänden verbunden.
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
Das 2009 gegründete Berliner Unternehmen entstand aus einem Projekt am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Inzwischen zählen die Berliner mehr als 1.000 Kunden zu ihrem Kundenkreis, haben mehrere Standorte innerhalb und außerhalb Europas und sammelten bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihre Software (bspw. Gartner Cool Vendor, Deloitte Fast 50, Silver Stevie).
Alleinstellungsmerkmal Kollaboration:
Empfohlen: Wenn Sie eine Prozesswelt aufbauen möchten, die langfristig weiterentwickelt wird und auch für Ihre Belegschaft zugänglich sein soll.
Camunda ist das zweite Berliner BPMN Unternehmen auf unserer Prozessmanagementsoftware Shortlist. Ursprünglich als Beratungshaus in 2008 gestartet, bietet camunda inzwischen eine umfangreiche Produktpalette an, in deren Herz der camunda modeler und die camunda engine schlagen (kleines Schmankerl: diese Module sind kostenlos verfügbar!).
Alleinstellungsmerkmal Workflows:
Empfohlen: Wenn Sie individuelle Geschäftsprozesse mit einer schlagkräftigen IT abbilden möchten, um damit Best in Class zu werden.
Viflow stammt aus dem Hause der ViCon GmbH aus Hannover, wurde im Jahr 2000 erstmals veröffentlicht und ist seit 2016 in der Version 6 verfügbar. Die auf MS Visio aufbauende Software findet im deutschsprachigen Raum besonders in den QM Abteilungen zur Prozessmodellierung in unterschiedlichen Standards (bspw. BPMN oder EPK) großen Anklang.
Alleinstellungsmerkmal QM Dokumentation:
Empfohlen: Wenn Sie bereits eine umfangreiche Prozessdokumentation in Viflow im Einsatz haben.
Im folgenden Abschnitt werden vier Praxistipps für den Einstieg in die Prozessmodellierung gegeben, Best Practice Examples vorgestellt sowie Hinweise zu Prozessworkshops genannt.
Der Einstieg in den BPMN Standard erfolgt sehr intuitiv und wird bspw. durch die in Signavio integrierten Syntaxchecks stark unterstützt. Darüber hinaus habe ich vier Tipps aufgelistet, die Ihnen den Einstieg erleichtern werden:
Manager Digital Operations
Sie haben Fragen oder Anmerkungen zum Artikel bzw. zu Prozessmanagement? Dann kontaktieren Sie mich gerne!
Sie empfinden Ihre Prozesse als überdurchschnittlich komplex und ganz allgemein sind viele Strukturen und Abläufe bei Ihnen historisch gewachsen? Wie soll da der Standard helfen? Keine Sorge, mit dieser Herausforderung sind Sie nicht allein. Gerne möchte ich Ihnen eine Faustregel mitgeben, die uns die Entscheidung „Standard“ oder „Individualist (weg vom Standard)“ regelmäßig erleichtert.
Best Practice sind eine gute Ausgangslage für Ihr Einführungsprojekt — allerdings haben auch Abweichungen vom Standard durchaus ihre Berechtigung.
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
Die Best Practice Beispiele von SAP bieten für die Einführung von S/4HANA bzw. Extended Warehouse Management (EWM) eine gute Ausgangslage. Als Teil der Best Practice Lösungen werden eine Vielzahl an Standardprozessen veröffentlicht, die Grundlage der Entwicklung Ihrer eigenen Prozesse sein sollten. Besonders hilfreich finde ich dabei, dass neben der Zusammenfassung auch Prozessdiagramme in BPMN veröffentlicht werden.
Angenommen, Sie betreiben einen Online Versandhandel. Geben Sie sich dann mit einem Standard Order-to-Cash (O2C) Prozess zufrieden? Die Antwort ist hoffentlich nein, denn hier gewinnen Sie Stammkunden — und vergraulen sie auch wieder. Ein individueller O2C Prozess ist hier ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber Ihrer Konkurrenz und sorgt für die nötige Differenzierung. Andererseits sind bspw. klassische Supportprozesse wie die Instandhaltung für Ihren Online Versandhandel kein signifikanter Wettbewerbsvorteil zum Kunden → bleiben Sie beim Standard. Vermeiden Sie an dieser Stelle aber bitte Schubladendenken: Die Instandhaltung Ihres Maschinenparks kann sehr große Bedeutung haben, wenn Sie bspw. ein Lohnfertiger sind. Ihre Buchhaltungsprozesse können zum Wettbewerbsvorteil werden, wenn Sie als Dienstleister die Finanzbuchführung übernehmen.
Schuster, bleib bei deinen Leisten! Bei Ihren Kernkompetenzen sind Abweichungen vom Standard erlaubt bis notwendig (Wettbewerbsvorteil) – abseits sollten Sie sich nahe an den Standard halten.
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
Mit den Best Practices ausgestattet, starten Sie in die Prozessworkshops. Einige Voraussetzungen für erfolgreiche Prozessworkshops habe ich für Sie hier aufgelistet:
Für einen erfolgreichen Go-live sind gut geschulte Mitarbeitende das A und O. Ziel sollte stets sein, dass Ihre Fachkräfte verstehen, was sie tun (Software) und warum sie es tun (Prozess im Kontext).
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
In den Wochen vor dem Go-live nimmt die Taktzahl spürbar zu. Sie erinnern sich an die veranschlagten 2 Arbeitstage je Woche für Ihre Prozessverantwortlichen? Vergessen Sie den Richtwert, denn jetzt werden dicke Bretter gebohrt. Nach dem Design Freeze der Software ist Ihre Hauptaufgabe bis zum Go-live, die betroffenen Mitarbeitende zu qualifizieren. Schätzen Sie Schulungsaufwände früh genug ab: Sind Sie bspw. für die Produktion verantwortlich, werden Sie nicht als One-Man-Show hunderte Mitarbeitende qualifizieren. Nachdem früher ausschließlich ganze Bücher als Schulungsunterlagen erstellt wurden, gibt es heute einige Tools, die Sie bei den Schulungen unterstützen können. Erstens sei SAP EnableNow genannt. Mit dem hauseigenen Tool lassen sich innerhalb der SAP Umgebung interaktive Schulungsinhalte gestalten, die im Anschluss auch innerhalb des Tools getestet werden können. Zweitens der bereits erwähnte Signavio Collaboration Hub, der als umfangreiche Prozessdokumentation und Nachschlagwerk punkten kann.
Wichtig ist an dieser Stelle, dass die zwei Tools eine Grundlage bilden aber nicht allein automatisch ausreichend sind. Planen Sie je nach Aufgabenspektrum der Fachkräfte geeignete Workshops oder Fragestunden/persönliches Coaching ein, um die Angst vor einem neuen System zu nehmen. Um den Überblick zu behalten, eignet sich die Fortschrittsüberwachung der Schulungselemente in einer Qualifikationsmatrix. Stellen Sie Ihren Mitarbeitenden zum Abschluss Zertifikate über die absolvierten Prüfungen und damit erlangten Fähigkeiten aus!
Das war’s? Nein, jetzt geht es erst richtig los.
Dr. Clemens Wolf, Manager Digital Operations
Die ersten Wochen nach dem Go-live können schmerzhaft sein, erinnern Sie sich an das Beispiel von Liqui Moly in den einleitenden Worten. Aber dann — geschafft! Sie wiegen sich bereits am Ziel der Reise, möchten Prozessmanager bereits zurück ins operationelle Geschäft schicken? Stopp! Unter dem Begriff Process Mining drängen sich in den letzten Jahren vermehrt junge Unternehmen auf die Bühne, die im Prozess angefallene Daten verwerten. Platzhirsch ist dafür das Münchner Unternehmen Celonis, aber auch Signavio bietet mit Process Intelligence Einfluss in Ihre Prozesse.
In der Produktion arbeiten Sie bereits an der kontinuierlichen Verbesserung Ihrer Prozesse? Dann sollten Sie dies auch auf Ihre digitalen Prozesse übertragen. Durch die Auswertung aller digitalen Buchungsdaten werden Abweichungen vom gewünschten Soll-Prozess plötzlich transparent. Damit befähigen Sie sich der kontinuierlichen Verbesserung und halten Ihre Prozesse dauerhaft lean. Zusätzlich legen Sie mit Process Mining oft auch die Grundlagen für Robotic Process Automatisation.
Mir macht es viel Spaß, über unsere Erfahrungen zu sprechen und diese mit Ihnen zu teilen. Ich hoffe, dass Ihnen der Artikel einen kompakten Überblick bieten konnte und Sie an das Geschäftsprozessmanagement im Rahmen einer ERP-Einführung herangeführt hat. Gerne stehe ich Ihnen bei Rückfragen rund um das Thema zur Verfügung.
Manager Digital Operations, Frankfurt
Er verantwortet bei Rothbaum das Geschäftsfeld Digital Operations. Sein Ziel ist, mit unseren Kunden aus der produzierenden Industrie die Digitalisierung voranzutreiben und die Operations mit modernen Technologien und Systemlösungen zu unterstützen.
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